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Probefahrt mit der BMW R1300GS

Seit der Vorstellung der neuen R1300GS von BMW überschlagen sich die Artikel mit Lobeshymnen, Kritiken, Testvergleichen und Meinungen und da ich mir doch gern ein eigenes Bild mache, war es Zeit für eine Probefahrt.

Mein erster Anlauf beim BMW Autohaus Wernecke in Zossen schlug fehl, da an der Testmaschine erst noch das Problem des defekten Relais behoben werden musste. Endlich kam der Bescheid, dass alle Probleme behoben sind, die Probefahrt stattfinden kann und erwartungsvoll machte ich mich auf den Weg.

Erster Eindruck

Bereit stand eine BMW R1300GS Trophy, die mir optisch schon sehr gut gefiel und die mit fast allem ausgestattet war, was BMW momentan in der Angebotspalette hat. Einzige Ausnahme, es fehlte die neue optionale "Adaptive Fahrzeughöhenregelung", die das Fahrzeug um 30 Millimeter abgesenkt und damit auch etwas kleiner geratenen Personen das einfache Auf- und Absteigen ermöglicht. So kam es, dass die erste Amtshandlung vor dem eigentlichen Antritt der Fahrt ein Wechsel zur niedrigeren Sitzbank war, damit war das Problem für mich vorerst behoben.

Steht man vor bzw. hinter dem Fahrzeug, wirkt die neue GS durch den schmaleren und bei weitem nicht mehr so bulligen Tank wesentlich kleiner, leichter und sportlicher. Die Materialien der Anbauteile wirken hochwertig und stabiler und sind nicht mehr aus relativ dünnem schwarzen Plastik. Der symmetrische Motor passt sich sehr gelungen in das Gesamtkonzept ein. Der neue Scheinwerfer ist auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, verleiht dem Motorrad aber einen sehr modernen Eindruck.

Die Probefahrt

Beim Versuch des Einschaltens dann die erste Verwirrung, der von der R1250GS bekannte Startknopf ist aus der Mitte des Cockpits auf die Steuereinheit auf der rechten Lenkerseite gewandert. Auch die Anordnung weiterer Knöpfe und Schalter hat sich geringfügig verändert. Neu ist der von BMW so getaufte "Burger“-Button, mit dem oft benötigte Funktionen auf eine Multifunktionswippe gelegt werden können, ich finde das ganz praktisch.

Bereits bei Anlassen des Motors fällt es sofort auf, den typischen tiefen knurrigen Klang der Auspuffanlage, an dem jeder sofort eine GS festmachen konnte, gibt es nicht mehr. Die Auspuffnote ist trotz verbauter Akrapovic Auspuffanlage dezenter und damit sicherlich sozialverträglicher geworden. Der Rundlauf des Motors erinnert eher an einen Drei- oder Vierzylinder und nicht unbedingt an einen Boxer. 

Auch die Sitzposition fühlt sich für mich im ersten Moment etwas sportlicher an, was nicht unbedingt von Nachteil ist, aber auch an einer etwas anderen Lenkereinstellung liegen kann. 

Der Wohlfühleffekt und die Sicherheit auf der Straße setzen nach wenigen Kilometern komplett ein, das Motorrad macht genau das, was es soll und gibt ein unglaublich sicheres Gefühl. Vermutlich liegt es am überarbeiteten Telelever oder am etwas höheren Schwerpunkt. Mir fällt auf, dass die Lenkung sehr direkt reagiert und insbesondere bei schnellen Kurvenwechseln leichte Lenkimpulse genügen, um das Motorrad in die gewünschte Richtung zu bringen. Hier ist bei meiner 1250er deutlich mehr Einsatz erforderlich. 

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Meinungen zum neuen Motor bei eingefleischten GS Fahrern etwas auseinanderlaufen, die Charakteristik ist eine andere geworden. Irgendwie hatte ich ein ähnliches Gefühl, als ich von meinem Diesel-PKW auf einen Benziner umgestiegen bin.

Der gewohnt eher etwas ruppige Boxer ist weicher geworden und trotzdem spürt man sofort, wie gleichmäßig und druckvoll er das Motorrad nach vorn schiebt, als gebe es keine Geschwindigkeitsobergrenze. Die Gasannahme erfolgt sehr direkt, kann aber trotzdem sehr gut dosiert werden, und der Motor macht einfach Spaß.

Der neue Schaltautomat hat aus meiner Sicht eine tolle Evolution erfahren und ist kein Vergleich mehr zu dem doch recht ruppigen Vorgängermodell. Auch wenn das Getriebe insgesamt immer noch sehr kernig schaltet, lassen sich die Schaltvorgänge sehr weich in beide Richtungen vornehmen und die bisherigen sehr harten ruckartigen Übergänge sind deutlich weicher geworden, den Sozius wird es freuen.

Fazit

Auf Grund der beschränkten Zeit konnte ich leider nicht alle neuen Funktionen ausprobieren, aber das, was ich in der begrenzten Zeit erleben durfte, hat mich vollends begeistert. Diese Begeisterung lässt sich BMW allerdings auch gut bezahlen. Bei der Kalkulation meiner Wunschmaschine wäre mit Koffersystem, welches momentan nicht lieferbar ist, ein Betrag fällig, der mich dann doch noch einmal überlegen lässt, ob der Mehrwert diese Summe rechtfertigt. Das muss aber letztendlich jeder für sich entscheiden.

(VH. 27.04.2024)

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